Istra, Bastro und Ivory Guvijo
Na also finde ich doch nach 22 Jahren "mein Fohlen“ Ivy wieder zurück. Er lebt und ist gesund und wohnt bei Andrea Lechner in Pilsting. (Bayern)
Die Geschichte von Ivy und Istra fängt in Jahre 1984 in Reher an, im Trabergestüt von J.B. Istra ist beinahe 5- jährig hat ein Fohlen bekommen..den Bastro und wartet eigentlich auf den Abtransport zum Schlachter.
Wie es soweit kam? Ihr Besitzer hat die Stallrechnung seiner 2 Pferde nicht bezahlt, und J.B bekommt die beiden Pferde, die er eigentlich nicht haben will. Istra hat nämlich einen schlechten Namen "die langt hin“ im Wagen, kannst ja nicht trainieren so ein Pferd.. Und der Kleine;- ja da kann man vielleicht noch was draus machen.Mir gefällt die schöne beinahe schwarze Stute mit der großen Blesse und den 2 weißen Socken. Ehrlich gesagt, ich bin gleich verliebt in sie und sie mag mich auch..sie kommt gleich näher als ich ihre Boxe betrete " Pass jetzt aber auf, die langt hin" werde ich vom Chef gewarnt. Wir kuscheln und schmusen und es ist deutlich: Wir mögen uns. Also, die geht mir jetzt wirklich nicht zum Schlachter! Ich mache dem Chef einen Vorschlag: Ich mache ein Rennpferd aus ihr und damit ist sie mehr Wert als der Schlachtpreis. Gelingt mir das nicht kann er sie ja immer noch wegbringen. Okay, das ist interessant für ihn, beinahe jeder Traberliebhaber ist für so eine Wette zu haben, wetten das es mir gelingt?
Muss ich noch erwähnen das wir ein extra Handicap haben...Istra ist noch für nichts nicht qualifiziert, sie hatte 3- jährig eine Griffelbeinfraktur erlitten und musste operiert werden, bekam dann das Fohlen und ach ja, sie langt ja auch noch hin im Wagen...
Wir fangen an mit dem Training, haben noch ein Ultimatum bekommen, aber das hindert nicht wirklich. Es liegt haushoch der Schnee und da sie so zu sagen hinlangt im Wagen, trickse ich sie aus und leg da erstmal den Sattel drauf, reiten war ja kein Problem...2 Wochen Reittraining, kilometerlang im Trab, wir mögen uns und alles geht wie geschmiert. Nach 2 Wochen will ich es dann wissen, ich spanne Madame an und wir fahren los, -wir machen bis jetzt noch alles im Gelände. Ja sie vertraut mir und wir können auch im Gelände schnell fahren...hinlangen macht sie nicht...ich bin stolz...Sie zieht den schweren Sulky mit dem Autoreifen durch den Schnee und wird immer stärker, die Beine halten auch.Dann ein paar Wochen später mit anderem Fahrer auf die Trainingsbahn, auch hier gibt es gar keine Probleme...Während ich mich um die Istra kümmere, wird auch der Bastro an die Arbeit gewöhnt und an den Sulky, alles läuft ja wie geschmiert. Mutter und Sohn arbeiten als ahnten sie das ihr Leben davon abhängt!
Istra geht mit zur Bahn in Hamburg und der echte Fahrer setzt sich auf den Sulky. Auch hier gibt es wieder gar keine Probleme, in ein paar Wochen kann sie den Quali laufen. Die Freude ist groß als im Mai 1985 die Quali gelaufen wird und Madame echt ein Rennpferd ist...Eine spannende Zeit kommt jetzt, wie lange wird das Bein halten?
Der erste Start ein Sieg und wir sind ja sooo stolz. Aber nicht jeder Start bringt Geld in die Kasse des Besitzers. Nach ein paar Starts wird deutlich das Bein hält nicht, aber Istra gibt nicht auf, sie will weiter und im Dezember 1985 entscheidet man das Madame genug geleistet hat und der Besitzer entscheidet das Istra als Reitpferd verkauft wird. Ich will sie haben, will keinen Abschied, aber ich darf sie nicht kaufen, er verkauft sie nicht an mich...
Aber Istra und ich wir werden zusammen bleiben, über Umwege kaufe ich meinen Schatz. Den Fohlenschein gibt es nicht beim Kauf, da ich aber Madame decken lassen will, (das Fohlen soll später da weitermachen wo Istra aufgehört hat) -ich will ihren Kampfgeist, ihren Mut, ihre Treue und ihr Durchsetzungsvermögen,- brauche dafür aber den Fohlenschein...Und wieder müssen wir einen Traberfreund belästigen ,der uns hilft den Fohlenschein von J.B zu ergattern. Das kostet wieder extra, da J.B Istra doch sozusagen als Reitpferd verkauft hatte...
Und wie kam sie dann wieder ins Trabergeschehen? Er hatte Istra sogar weggebracht und sich davon überzeugt das sie wirklich weg war aus meinem Bereich... Er meinte es nur gut mit mir, ein Pferd wäre für mich viel zu teuer und die Verantwortung viel zu groß.. Aber echte Liebe macht erfinderisch und so wird Istra von Siran Guvijo gedeckt. Der Hengsthalter wird auf den Papieren Besitzer und wir freuen uns auf den Nachwuchs... Ach ja Traberfreunde die halten eben zusammen und man vertraut einander, was sich später bei diesem Mann als großer Fehler herausstellen wird…
Mannlieb bekommt seine Kündigung ja wie soll der J.B mit Leuten zusammenarbeiten, die ihm so einen Streich geliefert haben, während er es doch so gut gemeint hatte. Wir ziehen um, mit Kind und Kegel in ein anderes Gestüt, Istra kommt später nach, als feststeht dass die Bedeckung geklappt hat und wir freuen uns auf unser kleines Fohlen, welches in Istra's Bäuchlein wächst und gedeiht.
Aber Mannlieb wird nach ein paar Monaten wieder gekündigt und entscheidet für sich, dass er zurück nach Holland will;- was ich mache -, die Entscheidung überlässt er mir, ich entscheide mich bei ihm zu bleiben und ihm zu folgen ,ein Kind braucht nun mal Vater und Mutter, wir heiraten noch in Deutschland und gehen dann Richtung Holland.
Und Istra? Anita Kiefl, eine Freundin auch aus dem Trabergeschehen bietet sich an für Istra zu sorgen nachdem wir versucht hatten Istra mit über die Grenze zu nehmen. Leider stellte sich heraus dass das Ganze gar nicht so einfach ist und da stehen wir dann in Emmerich mit unser Mutterstute und können nicht weiter. Der HVT (Hauptverband für Traberzucht und Rennen) hatte uns ein Papierchen zu wenig zugeschickt und die strengen Grenzbeamten schickten uns wieder zurück. Also Madame bei einem Bauern unterbringen und weiter Richtung Holland...
Hier kommt dann Anita in das ganze Geschehen. Istra wird vom Transporteur abgeholt und reist nach Bayern ins Gestüt Tivoli, um da ihr Fohlen zu bekommen. Da ich noch immer nicht beim HVT registriert stehe und Anita bei ihrer Chefin beweisen musste das Istra ihr gehört,wird Istra auf den Papieren Eigentum von Anita. Ich vertraue ihr und mache mir da überhaupt keine Sorgen. Es war einfach vernünftig was wir machten, sowohl für Is als auch für Anitas Portemonnaie ich wollte wirklich nicht das Anita sich in Unkosten stürzte, ich war und bin ihr immer noch so dankbar. Ich besuche Istra in Bayern und weiß einfach das sie bei Anita gut aufgehoben ist. Klein Ivory wird geboren und Anita auf den Papieren Züchterin meines kleinen Wurmes, nennt ihn "Ivory Guvijo", etwas vom Vater und etwas von der Mutter. Ja, sie macht das richtig gut.
Inzwischen muss Anita weg bei Tivoli und geht irgendwo anders hin, für uns als Ivory und Istra Team verändert das aber nicht so viel, noch nicht...
Wir müssen uns entscheiden.. Anita ist nicht mehr im Traberbusiness und kann den Kleinen nicht zum Rennpferd ausbilden. Also wieder zurück zum anderen Traberfreund im Norden, der Hengsthalter des Siran Guvijo...Und hier kommt die Traberpferdefamilie wieder zusammen: Mutter, Vater und Sohnemann...Wir aber sitzen da in Holland und müssen mit ansehen wie andere unseren Traum verwirklichen. Wir können nicht viel tun.., können hier keinen jungen Traberhengst beherbergen oder sogar trainieren. Also verabredet man mit dem Freund das er zur Hälfte Mitbesitzer von Ivory wird (er hat ja schließlich Unkosten an dem Unterhalt von Ivory), ihm kommt auch gelegen dass das Fohlen seines Hengstes an den Start kommt. Die Sache wird immer komplizierter, wir dirigieren aus dem Ausland unsere Freunde und denken das jetzt alles geregelt ist. Istra holen wir nach Holland sobald die Papiere in Ordnung sind, einen Stall für sie haben wir schon....
Und jetzt kommt's: Als wir Istra abholen wollen, -ich rufe Gott sei dank erst mal an;- sagt der liebe Freund doch, dass das nicht ginge, weil die Istra nicht bei ihm auf dem Hof ist, er hätte das Problem anders gelöst..wir könnten Istra nicht abholen.... für mich ein Drama, ich brauchte mein Pferdchen und wollte nicht aufgeben, aber so aus dem Ausland kann ich wieder nicht viel machen..
Väterlein kümmert sich um die Sache und so wird das Ganze jetzt zur Streitfrage.
Wo ist Istra? Nach ein paar Monaten muss der liebe Traberfreund sowohl Istra als auch Ivory herausrücken. Mannlieb holt Istra ab und wir schicken den armen Ivory (der wahrscheinlich in den Monaten die der Streit gedauert hat nicht viel zu fressen bekommen hat ) wieder zurück nach Bayern zu Anita. Er gehört jetzt Anita und von ihr hören wir ab jetzt nicht mehr viel, eigentlich gar nichts mehr.
Mannlieb kommt mit Istra in Holland an und erzählt wie die ganze Sache gelaufen ist. Sei froh Miep, sagt er, das Du den Kleinen nicht gesehen hast, der sah aus....Er hatte zwar eine Fotocamera mitgenommen um Fotos zu machen, das hatte er aber sein lassen, so schlecht sah der Ivory aus. Die Fotos die ich von Anita hätte die müsste ich in Erinnerung halten. Also ich an Anitas Stelle wäre jetzt auch sauer gewesen. Mannlieb meinte ja, dass wenn die Anita den wieder hinkriegt, das wäre ein Wunder...
Die Jahre verstreichen Istra und ich, wir haben unseren Spaß, reiten durchs holländische Gelände. Im Jahre 2001, - Istra ist inzwischen 22 Jahre alt und bekommt Arthrose, wird homöopathisch behandelt und man kann ganz langsam Abschied nehmen vom aktiven Reiterdasein..Im gleichen Jahr kaufen Mannlieb und ich Loraine transs R eine Traberstute. Wir wollen noch einmal zurück in den Sport, und mit dieser äußerst schwierigen Hans Bot geschädigten Stute gelingt uns eigentlich das Unmögliche: Loraine siegt zweimal auf Alkmaar, verbessert ihren Rekord und wir sind stolz aber auch realistisch.
Istra haben wir inzwischen bei Loraine untergebracht um ihr Gesellschaft zu leisten. Das war emotional gar nicht so einfach, hat Istra doch 15 Jahre bei Bastiaansens in Prinsenbeek gestanden.
Im Dezember 2002 entscheiden wir dann endlich ,-ich fand es ein Jahr zu spät,- dass Lorraine Abschied vom Renngeschehen nehmen durfte...Sie lief schon mehr als 1 Jahr im Rennen hinterher und wir mussten uns immer andere Fahrer suchen, die es mit Loraine nochmal probieren wollten. Weil man könnte dann ja noch das und das versuchen...Auf der Auktion kaufen wir Ticketto Victory und ein paar Monate später, dann für mich Stunning Monday.. Die Traberherde besteht jetzt aus 4 Trabern, 2 holländisch registrierte (stehen auf Mannlieb seinen Namen) und 2 Deutsche, die stehen auf meinem Namen....
Ja inzwischen hatten wir auch nochmals versucht ein Fohlen zu züchten aus der Istra. Der TA hatte Madame kontrolliert und gesundheitlich stand einer Bedeckung eigentlich nichts im Wege, trotz des hohen Alters und der Arthrose. Also wieder zum Hengsthalter und decken lassen. Chips an Fish hieß der glückliche. Die Bedeckung klappte gut, Istra war trächtig. Jetzt mussten wir nur ein paar Wochen warten zur Kontrolle, wir entschieden uns Madame da zu lassen, da wir unnötigen Stress vermeiden wollten. 2 mal wöchentlich besuchten wir Madame. Die war glücklich und ich erst! Sie war tragend, sie war genau wie beim Ivory glücklich und zufrieden...
Dann ein Telefonanruf vom Hengsthalter, er hätte schlechte Nachricht, die Ultraschalluntersuchung hat ergeben das der Fötus nicht normal aussah sondern anders.. er sollte rund und voll sein, wäre aber lang und schmal...wir riefen durchs Telefon: Nichts machen wir kommen! Also suchten wir das Ultraschallfoto vom Ivory und richtig, auch dieser war lang und schmal und so war Ivory doch gesund geboren. Verboten schnell fuhren wir nach Baarle Nassau....Aber zu spät man hatte den Fötus bereits herausgespühlt. Ein Abortus also, nochmal spülen und spülen und nochmal decken..Irgendwann hatten wir die Schnauze gestrichen voll und wir holten Madame ab...die war deutlich gestresst und genervt und depressiv, und dann kam's: Madame wurde krank, todkrank. Ihre Gebärmutter hatte sich entzündet und war wohl doppelt so groß als normal...Mit Hilfe von TA und Homöopath und unseren nächtlichen Fahrten zum Stall um Madame homöopathische Mittel geben zu können, ...und Madames Kampfgeist und Mut natürlich, konnten wir sie retten. Aus der Traum vomFohli...
Was ist wohl aus dem Ivory geworden? Die Frage stellte ich mir in den Jahren immer wieder. Der Bastro der lebte wahrscheinlich nicht mehr, - stimmte mich auch ein wenig traurig. Aber das Fohlen was ich eigentlich gezüchtet hatte, das lies mir in all den Jahren keine Ruhe...ich konnte aber nichts machen, ich hoffte das Anita das alles gut geregelt hatte und vertraute ihr das er nicht beim Schlachter gelandet war.
2005 entscheide ich, mich scheiden zu lassen. Mannlieb gibt immer mehr Geld aus um unseren Sport finanzieren zu können, Einkaufen wird immer schwieriger. Mannlieb ändert ein paarmal die Hypothek des Familienheims um an Geld zu kommen.Die Trennung ist im Sommer 2005 definitief und ich werde mit dem jüngsten Sohn in Breda wohnen .Für Istra und mich bedeutet das der Abschied von unserer Trabergruppe.
Ich werde als Putzfrau für eine Reinigungsfirma arbeiten, was kann ich auch anders, nachdem ich mehr als 20 Jahre ja nur Hausfrau war. In meiner Lage konnte ich schliesslich nicht wählerisch sein. Für Istra finde ich einen billigen Weideplatz. Zum Glück, trifft sie hier eine alte Freundin wieder , die Namira, noch aus der Zeit als sie bei Bastiannsen stand. Madame frisst gut fühlt sich wohl bei der alten Freundin. Ich hatte ja solche Angst das ihr die Gruppe fehlte, aber Gott sei Dank war da ja Namira.
Inzwischen lerne ich Frank kennen und nach ein paar Monaten entscheiden wir: Istra zieht um nach Luyksgestel zu Frank, der einen alten Stall und eine Weide am Haus hat. Istra wird mit einem mal zu mager da in Etten Leur, man hatte noch ein Pferd auf die Weide gestellt und zu viert gab es für Madame nicht mehr genug zum fressen. Wir hatten Angst Madame würde den Winter nicht mehr überleben, so ohne Fettreserven....
Nach einem dramatischen Umzug komme ich ein halbes Jahr später nach.. Die Söhne sind sauer und geben der Mutter die Schuld an der Misere in Breda und an der Scheidung, und ja warum wagt Mütterchen es auch eine neue Beziehung zu haben und zusammen ziehen zu wollen. Das Sohnemann nicht in der gemeinsamen Wohnung bleiben kann ist sowohl Schuld der holländischen Behörde sowie des Mietergesetzes. Sohnemann darf nämlich nicht inder Wohnung bleiben, muss raus und zieht zum Bruder, man ist untröstlich und gibt Mütterchen die Schuld. Das Sohnemann nicht arbeiten will und/oder kann ist wohl Nebensache... Ach ja, der Frank hat ja Schuld....(Das eben kurz am Rande).
Istra ist zum ersten mal alleine und langweilt sich, also muss da ein Beistellpferd kommen, am liebsten nicht zu teuer nicht zu groß...Der Blincky kommt. Mit Sommerekzem und roh, er ist bereits 6 Jahre alt.Ich mache mir zur Aufgabe Blincky von seinem Ekzem abhelfen zu wollen und ihn auszubilden. Ich will wieder fahren...am liebsten dann Ponysulky und die Ralley Eersel-Postel-Eersel soll unser Zielstreben sein. Das SE das kriegen wir in den Griff zwei kleine Ausbrüche im Mai und August und auch das ausbilden gelingt ,wieder freestylen und horsemanschip...Ein Jahr später geht Blincky im Wagen, ist angeritten, kann springen, so wie geritten und longiert und Istra ist glücklich mit ihrem kleinen Freund. Ab und zu ärgert der kleine Hanswurst sie, aber sie lässt sich nicht ärgern.
Januar 2009: Wir haben gerade ein neues Jahr und ich dumme Nuss sitze am PC und google und google… Ach ja mal wieder Istra und was finde ich außer Istra in Jugoslawien, einen Stammtisch in Bayern, ein Bayern-Pferdeforum, hier wird Ivory erwähnt, Gast Andy erzählt von ihm, aber nicht viel. Jetzt bin ich aber neugierig melde mich an bei Flüstis und suche den alten Bericht, werde aber nicht viel klüger und eröffne ein neues Thema was ich Ivory Guvijo nenne und frage nach Gast Andi. Prompt kommen da dann auch 2 Antworten und ich google weiter, ach was bin ich doch neugierig. Google ist toll !...: Distanzritt...Ivory Guvijo mit Andrea Lechner…Ergebnisliste… also jetzt wird es spannend! Mein kleiner Kerl lebt vielleicht noch, jetzt will ich es aber wirklich wissen...ich switche wieder nach Flüstis und bekomme noch mehr Tipps: Adresse und Telefonnummer von Andrea und Matthias Lechner, aber ich will nicht anrufen, will niemanden so dermaßen überraschen das er vom Hockerfällt, ich weiß ja auch gar nicht ob er jetzt überhaupt noch lebt und alte Wunden aufreißen will ich auch nicht....Der Name Michael Geitner fällt, aber auch hier komme ich nicht weiter. Also weiter googlen, die Hilf-Sherlocks bei Flüstis sind auch ganz eifrig und schicken mich sogar zur Gemeinde, telefonisch dann...jaja mein Deutsch,- also telefonieren will ich wirklich nicht,- noch nicht...Über Google komm ich zu den RG-Möglinger Hexen und zu einer E-mail Adresse... Jaja Ivory und Andrea;- ich habe Euch gefunden , nur ihr ahnt das ja noch nicht...
Mein erste E-Mail zu Andrea ist frei neutral, mit der Frage ob Ivy noch lebt...die Frage ist nur, wie wird sie reagieren?
Inzwischen weiß ich dass, ich habe jetzt ein paar Fotos von Wonderboy und die Andrea hat Fotos von Wonderboys Mütterchen. Die ganze Sache ist spannend, die E-Mails fliegen hin und her...toll ist das und ... Ja und Wonderboy und Wonderboy"s Mutter die juckt das Ganze überhaupt nicht. Die fressen zufrieden ihr Heu und genießen das Leben als Pferderentner. Muss man sich das mal Vorstellen: Wonderboy Ivy ist inzwischen ja auch stolze 22 Jahre alt und das Mütterchen Istra mein Traumpferd, mein Black Beauty, die ist 30 stolze Jahre alt.
Ende gut - alles gut. Eine Pferdegeschichte die das Leben schreibt.
Teil 3 gehört zwischen 1 und 2 geschrieben von Anita Kiefl
Ivory Guvijo – der Tragödie 3. Teil
Ich war Gestütsmeisterin im Gestüt Tivoli, als ich plötzlich und unerwartet einen Anruf von BB bekam.
Babsi war eine alte Brieffreundin aus meiner Jugendzeit und ich hatte lange nichts mehr von ihr gehört. Genau genommen hatten wir uns komplett aus den Augen verloren. Wie das Leben so spielt, arbeitete sie (und auch ihr späterer Ehemann Dick) ausgerechnet in unserem Partnergestüt bei Rosita Manke in Sparrieshoop (Schleswig Holstein), dem Gestüt Corner.
Babsi erzählte mir von ihren diversen Problemen und auch davon, dass man versucht, ihr ihre geliebte Istra wegzunehmen. Damals hatte ich noch keine Vorstellung davon, wie es ist, wenn man als Mutter versucht, seine eigenen Träume zu erhalten, sprich genügend Geld aufzutreiben, um das geliebte Pferd durchzufüttern. Man befindet sich plötzlich in vollkommener Abhängigkeit seines Umfeldes – und das nimmt alles, nur keine Rücksicht !
Bereits mit bekannt werden der Schwangerschaft verliert man seine Eigenständigkeit und ist dem weiteren Schicksal ausgeliefert, ohne auch nur die Spur einer Chance auf Selbst-bestimmung.
In dieser, für sie verzweifelten Situation, bot ich Babsi an, Istra bei mir in Tivoli aufzunehmen, damit sie „aus der Schusslinie“ und vor Zugriffen von außen sicher ist. Als mein „Haus- und Hoftransporteur“ „Bürschi“ Josef Meyer, gerade mal wieder im Norden war, bat ich ihn, er solle doch mal bitte meine Stute abholen. Es gab „kleinere“ Rangeleien mit dem damaligen Stallbesitzer, bei dem Istra stand, wegen scheinbar unbezahlten Rechnungen, aber schließlich gab dieser doch nach, als ich ihm mit juristischen Konsequenzen drohte, wenn er nicht sofort „mein“ Pferd herausgibt. Eingepackt in einer dicken „Mühlemayer“ Decke (reines Schaffell !) überstand Istra den 14- stündigen Transport bei erheblichen Minusgraden und kam wohlbehalten und hochtragend bei mir an. Babsi war happy und versprach, irgendwann mal alles wieder bei mir gutzumachen. Istra wurde auf meinen Namen überschrieben, sodass ich später als Züchterin des Fohlens auftauchen würde – und damit die Züchterprämien dieses „Weltpferdes“ für mich, als Entschädigung für meine Aufwendungen, vereinnahmen könnte. Ich lies mich auf dieses Lotteriespiel ein und somit stand dieser Deal – im Rennpferdegeschäft ist alles eine Lotterie und ich hatte schon immer eine gewisse Risikobereitschaft im Pferdegeschäft, auch was den finanziellen Einsatz dabei angeht. Damals konnte ich mir das „locker“ leisten... Als Ivy geboren war, trieb ich es sogar soweit, dass ich ihn zum „Europäischen Kriterium der 4-jährigen“ in Solvalla (Schweden) gemeldet und den 1. Nennbetrag bezahlt habe. Bei Nennschluss war Ivy gerade mal wenige Monate alt... Meinem bis heute ältesten Freund, Bernhard „Alzheimer“ Altvater, damals Rennsekretär beim Münchner Trabrenn- und Zuchtverein, habe ich zu dessen Geburtstag eine Einladung als meinen persönlichen VIP zu diesem Rennen geschenkt
Aber es sollte ja alles anders kommen....
Babsi und Dick (inkl. Sohnemann, an dessen Namen ich mich im Moment nicht erinnern kann – habe ich wohl erfolgreich verdrängt, war jedenfalls eine ziemliche Nervensäge... hieß er evtl. Marvin ?) standen eines schönen Tages bei mir im Gestüt um Istra zu besuchen und blieben dann gleich auch mal eine Woche oder so...
In diesen Tagen hatte ich erstmalig Gelegenheit, Dick persönlich kennen zulernen, worauf ich –offengestanden- auch verzichten hätte können. Was Babsi wohl an dem Typ gefunden hatte ??? Tja, so ist das halt, mit der rosaroten Brille... Irgendwann trägt sie jeder mal... und wenn man schon mal mit einem Bein in den Fettnapf steigt, dann stellt man doch konsequenterweise das zweite Bein mit hinein...
Die Beiden hatten jedenfalls ihren Job im Gestüt Corner verloren (Dick sei Dank) und wollten –Großkotz Dick folgend- nach Holland umziehen, wo ja alles besser ist und Dick die große Karriere als Trabertrainer vor sich hat und die ganz große Kohle scheffeln wird...
Dubios, wie dieser Typ nun mal bei mir rüber kam, hatte ich schon damals meine Bedenken, wo das wohl noch hinführen soll: komische Geschäftchen, seltsame Freunde/Kontakte, schachern was das Zeug hält...
Auf seinem Grabstein wird mal der Schwur eines jeden Spielers stehen:
Ich zahle alles zurück !
Babsi nimm die Brille ab, solange es noch nicht zu spät ist !!!
Nö, geht nicht...Es gibt halt Dinge im Leben, die so offenkundig sind, dass alle sie sehen, nur man selbst nicht... Diese Erfahrung musste ich Jahre später auch machen... (scheiß rosarote Brille !!!)
Nach dem Gestüt Tivoli verkauft wurde, musste ich mir nicht nur einen neuen Job suchen, sondern nun auch eine neue Bleibe für Istra und Ivy finden. Mich verschlug es zunächst in einen Springstall in der Schweiz und Istra konnte ich mit Ivy bei einem Bekannten am Chiemsee unterbringen. Eine alte Schulfreundin, deren Pferd im gleichen Stall stand, kümmerte sich in dieser Zeit um die Beiden. Nun hieß es jeden Monat kräftig Boxenmiete zu zahlen. Klar musste ich dafür aufkommen, aber wie soll’s weiter gehen ?
Kurz entschlossen setzte ich mich mal eben ins Auto und fuhr nach Holland, denn die Adresse in Breda von Babsi und Dick hatte ich ja, nur keine Telefonnummer, oder so... Babsis Gesichtsausdruck war unbeschreiblich, als sie mir die Haustüre öffnete: irgendwas zwischen hoch erfreut und megaschlechtem Gewissen... Dick hingegen war einfach nur „stinkig“... (wen wundert’s ?)
In der weiteren Folge zog ich auf Gut Wildschwaige und konnte die Pferde wieder zu mir nehmen, jedoch mit einem Junghengst ist es etwas schwierig, wenn es dort nur Laufstallhaltung gibt...
Damals gab’s ja noch keine e-mail, sodass man sich auf’s Briefe schreiben beschränken musste, was bekanntlich dauert und nervt... Babsi teilte mir irgendwann freudestrahlend mit, dass sie Istra jetzt nach Holland holen kann und für Ivy hätte Dick einen Platz „bei einem Freund, von dem er noch was gut hat“ gefunden. Mein Protest gegen die Abholung der beiden Pferde fiel Babsi zu liebe relativ gering aus und so machte sich Istra auf den Weg nach Holland und Ivy „durfte“ nach Stade umziehen, wo er mit gleichaltrigen auf einer Weide stehen sollte, was ja nichts bzw. nicht viel kosten würde. Dick würde ja jetzt demnächst den großen Durchbruch als Trabertrainer haben und dann kann er mir alle bisherigen Auslagen zurück erstatten....
Game over – Schwamm drüber, ich habe schon mehr Geld in den Wind geschossen, als ich in diese beiden Pferde investiert hatte, immerhin hat Babsi ihre Istra wieder zurück, den Pferden geht’s (ging’s) gut... alte Pfadfindermentalität.... was soll’s....
Hiernach entstand wieder absolute Funkstille zwischen Babsi und mir, bis mich völlig unerwartet ein letzter, verzweifelter Anruf von ihr erreichte: „Wenn Dir noch irgendwas an Ivory liegt, dann hol ihn in Stade ab, aber mach schnell, der Gerichtsvollzieher hat den Stallbesitzer gepfändet, alle Pferde, die dort stehen, sollen in der nächsten Woche zum Schlachter. Wir haben leider kein Geld, ihn freizukaufen ! Aber erwarte Dir nicht zu viel, denn Dick sagt, Ivy sieht scheiße aus...
Ich versprach, Ivy zu retten, er würde uneingeschränkt in meinen Besitz übergehen – und damit sind dann alle Verbindlichkeiten zwischen Babsi und mir getilgt, basta....
Merke: alle Verbrecher sind Pferdeleute, aber nicht alle Pferdeleute sind Verbrecher !
Nach dem Babsi und ich zu den „Guten“ gehören, war der Deal damit perfekt und in den folgenden Stunden glühte der Draht vom Telefon (schnurlos oder Handy gab’s ja noch nicht...) und ich setzte Himmel und Hölle in Bewegung um die Aktion „rettet Ivory“ zu starten. Mein erster Anruf galt –altbewährt- Bürschi, ob er mal eben schnell nach Stade fahren könnte, ich hätte dort dringend und sofort einen Hengst abzuholen...
Als er meinte, er könne so in ca. 10 Tagen evtl. ... nun mussten sämtliche Zaubersprüche herhalten, damit es mir doch noch gelang, eine „Zwischenpension“ zu finden, damit Ivy aus dem „Schlachtpaket“ just in time heraus kam. Unter Aufbietung des gesamten „Vitamin B Komplex“, gelang es mir schließlich, allerdings musste ich vorher noch schnell zur Bank düsen und eine –vom Bankvorstand bestätigte- Blitzüberweisung an den Gerichtsvollzieher tätigen, damit er der Herausgabe zustimmte. Bürschi kümmerte sich in alter Freundschaft um die weiteren Formalitäten und rief mich schließlich an um mir mitzuteilen, dass er jetzt dann abfahrtbereit wäre und ob es denn wirklich mein Ernst sei, dass er Ivy mitbringen soll. „Weißt Du, ich stehe jetzt da im Stall, der Hengst hat nicht mal ein Halfter und ich bin mir nicht sicher, ob ich dieses Pfearddal wirklich noch transportieren kann. Ich glaube, Du hast da wohl eine ganz andere Erinnerung an das Tierchen. Schlachten zur Fleischverwertung geht nicht – da kannst Du höchstens die Knochen zu Leim verarbeiten. Der ist nämlich nur eine Tüte voll Knochen mit einem Fell außenrum, das aussieht, als seien die Motten drin gewesen. Also nur wenn Du es wirklich willst und weil Du es bist, wo er jetzt hin kommt, wo es ihm gut gehen wird, nehme ich ihn mit. Sei mir aber nicht böse, falls er den Transport nicht überlebt...ich kaufe dem armen Hascherl jetzt schnell noch ein rotes Halfter (Bürschis Lieblingsfarbe), damit wenigstens irgendwas Schönes an ihm ist und fahre dann los...“
Per Zufall hatte ich wenige Wochen vor diesem Ereignis einen alten, maroden Bauerhof gepachtet, den ich zur Reitanlage umbauen wollte, auf dem zuvor ein Zirkus überwintert hatte – und den ganzen Dreck übrig lies. Mitten in diesem Chaos gesellten sich, neben meinen eigenen Pferden (Early Lass und Aragon), bereits die ersten Einsteller in provisorischen Boxen bzw. einem Laufstall. In einer Nacht- und Nebelaktion musste schnellstmöglich eine Box für einen Junghengst gezimmert werden – der kann schließlich unmöglich zu den anderen Pferden in den Laufstall !!!
Zähneknirschend registrierten meine Helfer (und künftigen Einsteller), dass jetzt die Prioritäten verschoben wurden, um Platz für Ivy in der alten Scheune zu schaffen, die später mal eine Reithalle werden sollte und in der zwei alte Bullenboxen vorhanden waren, in denen zuletzt die Zirkuskamele standen. Trotzdem halfen Anja (Carima), Werner (Zapit), Andrea (Aljoscha) und Hedi (Ibraz Ibn Mansul) tatkräftig mit, Unmengen von Kamelmist zu beseitigen, die Box zu schrubben, desinfizieren etc., damit der kleine Hengst eine adäquate Heimat bekommt. Nur Hubert (Grillo) war nicht ganz so glücklich darüber, dass nun plötzlich ein Hengst in der nur mit Eisenrohren halbhoch voneinander getrennten Nachbarbox zu seinem Wallach künftig stehen sollte. Viel zu gefährlich, so ein Hengst !!! Was da alles passieren kann !!! ...
Hedi war auch sauer, denn sie wartete schon seit einiger Zeit auf die Fertigstellung dieser Box, damit ihr Ibraz dort einziehen kann (er stand damals noch irgendwo in der Nachbarschaft), auch Anja war nicht sonderlich glücklich, dass Carima weiterhin im Laufstall bleiben musste, denn sie wollte auch lieber eine Box haben. Dem entsprechend hoch war die Erwartungshaltung aller Beteiligten, wenn der Wunderhengst Ivory Guvijo endlich ankommen würde.
Es war soweit, Bürschi rangierte routiniert seinen LKW in den Innenhof, stieg aus und fragte mich mit mitleidiger und besorgter Miene nochmals, ob es wirklich mein Ernst sei, dass er Ivy hier abladen soll.
Was soll’s ? Ich hatte durch viele Jahre, in denen ich mich u.a. für Schlachtpferde stark gemacht hatte, bereits sehr viel Leid gesehen – was sollte oder konnte noch schlimmer sein ?
– das, was da verängstigt aus dem LKW kroch und sich nur unter Aufbietung der allerletzten Kräfte auf den Beinen halten konnte – Ivory Guvijo
Fünf erwachsene, pferdeerfahrene Menschen standen zu seinem Empfang bereit, keiner konnte bei diesem Anblick auch nur ein Wort sagen, jedem liefen einfach nur die Tränen über’s Gesicht. Es gibt keine Worte, die diesen Zustand treffend beschreiben könnten, höchstens ein Querverweis auf den bebilderten Geschichtsunterricht, als das Thema Auschwitz hieß....
Bürschi überreichte mir den Strick, an dessen Ende dieses Häufchen Elend hing, bei dem man Angst hatte, dass das Halfter und das Gewicht des Panikhakens vom Führzügel bereits zu schwer sind und seine Kräfte übersteigen könnten...
Sobald ich das Gerippe in seiner Box platziert hatte, rief ich als erstes meinen Tierarzt an und bestellte ihn umgehend zu mir auf den Hof. Als nächstes folgte die Zubereitung eines Leinsamentranks (kein „echter“ Mash, sondern ein Rezept aus Kriegszeiten, ohne Hafer, aber stärkend...), sowie die Verabreichung einer Ivomec- Wurmkur. Charly – mein Tierarzt, verschlug es beim Anblick von Ivy auch die Sprache, und fing sofort mit Infusionen an, um dieses Leben zu retten. Nicht nur er wollte unbedingt Anzeige wegen Tierquälerei gegen seine Vorbesitzer erstatten ! Was ich den Menschen gewünscht habe, die für Ivys Zustand verantwortlich waren, möchte ich lieber nicht wiedergeben...
Nach einigen Wochen Intensivbehandlung konnte man erst sagen, er ist außer Lebensgefahr, jedoch über bleibende Schäden musste man die Kristallkugel befragen. Niemand zuvor hat je ein Pferd gesehen, das jegliche bekannten Darmparasiten ALLE (!) gleichzeitig in sich beherbergt, sodass –Ivomec P sei dank- dieses Pferd TAGELANG (!) statt Pferdeäpfel nur Wurmhaufen von sich gegeben hat !!! von irgendwelchen Futteranteilen war nichts zu erkennen !!! Bergeweise schiss er u.a. Magendasseln, sodass die Gefahr einer inneren Verblutung gegeben war bzw. jederzeit mit einer Magenruptur gerechnet werden musste. Sein Leben hing absolut am seidenen Faden ! Sein Blutbild (es war ein Wunder, dass er überhaupt noch Blut in seinen Adern hatte, welches man abnehmen konnte !!!) wies auf schwerwiegende Organschäden hin und die Chancen, dass er überlebt und „ein Pferd“ wird, lagen bei unter 10%
Es waren viele Monate Päppelarbeit und viel „Wissen der alten Stallmeister“ nötig, bevor man sich mit Ivy wieder in der Öffentlichkeit sehen lassen konnte. Als er wieder annähernd aussah, wie ein Pferd musste er dann gleich die nächste „Rosskur“ über sich ergehen lassen, nämlich die Kastration, denn sonst hätten mich die diversen Stutenbesitzer gelyncht
Sein äußerst zäher Überlebenswille lies ihn auch das überstehen...
Irgendwann als er schon 2 Jahre alt war, bekam er eine Augenentzündung. Zunächst nur rechts, später auch links und in den folgenden Monaten musste man einsehen, dass es sich um die gefürchtete „Periodische Augenentzündung“ handelte. Als Spätfolge seines Martyriums lies es sich nicht verhindern, dass er nun nach und nach erblindete. Sein Sehvermögen nahm rapide ab, er rannte teilweise gegen Wände und wenn sein jüngerer Kumpel Aragon nicht als „Blindenhund“ in seiner Nähe fungierte, stand er nur unsicher irgendwo auf der Koppel herum. Das war natürlich auch keine Lösung, denn der erst 1-jährige Aragon hätte selbst noch einen „Onkel“ als „Führungskraft“ gebraucht. Unter den Einstellern befanden sich zwar
bereits einige Junghengste (z.B. „Waldi Ibn Salami“ von Andrea ), mit denen gemeinsam meine Buben auf die Weide gingen, doch meine lieben Einsteller unternahmen an den Wochenenden immer ausgiebige Spaziergänge mit ihren Lieblingen, sodass meine beiden immer nur am Zaun standen und sehnsüchtig zusehen mussten, wie die Karawane ohne sie loszog. Um diesen Zustand zu beenden, kaufte ich kurzerhand „Danilo“ als Beistellpferd, welcher sich als Professor in allen Lebenslagen erwies. Fortan übernahm er die „Schirmherrschaft“ über Aragon und Ivory – und lehrte beiden nichts als Blödsinn... Allerdings kämpfte er auch für die beiden und war der perfekte Onkel. Seinem Regiment leisteten alle Folge... Ivy konnte zwar kaum noch was sehen, aber er gewann, Danilo sei Dank, Zusehens mehr Selbstvertrauen und fand sich in seiner Umgebung mehr und mehr zurecht.
Es gab damals keinen namhaften Tierarzt, den ich nicht um Rat konsultiert hatte. Das Schicksal wollte es, dass ich –als letzte Möglichkeit- den Versuch mit homöopathischen Mitteln unternahm. In Absprache mit meinen befreundeten Tierärzten Charly, Rainer und Fritz startete ich einen letzten Versuch, nach dem Motto: blinder als blind kann er ja nicht werden...
Eigentlich war es mehr ein kommunikatives Missverständnis, das dazu führte, dass ich das Präparat der Wahl heillos überdosiert an Ivy verabreichte... ob’s wirklich daran lag ? Jedenfalls eines schönen Tages, als ich Ivy auf die Koppel führte, lag vor uns ein Fußball im Innenhof, direkt auf unserem Weg. Um Ivy „schussfest“ in allen Lebenslagen zu machen, hatte ich schon immer Schrecksituationen für ihn herbei geführt, damit er mehr Gelassenheit lernt. Der Ball kam mir also wie gerufen und ich wollte diesen gerade mit einem galanten Schuss geräuschvoll irgendwo hin befördern um ihn zu erschrecken, als mir Ivy zuvor kam, wobei mir dieser allerdings einen ordentlichen Tritt in den Hintern verpasste, als ich zeitgleich mit meinem Fuß auf den Ball zielte.
Mein schmerzlicher Aufschrei lies Ivy absolut kalt und als ich mir noch fluchend den Steiß rieb, sahen wir uns an – wir sahen uns an ! ER SAH MICH AN !!!! kein Zweifel: er konnte mich sehen !!!! In seiner Mimik war so was wie ein verschmitztes Lächeln zu erkennen, mit dem er zusagen schien: ja, ich kann Dich wirklich sehen
Ich konnte es nicht fassen und mir war, als währen Weihnachten, Ostern und mein Geburtstag plötzlich ein und das selbe Datum. Die gleiche Freunde überkam meine Tierärzte, als sie beide Augen auf ihre Sehfähigkeit untersucht hatten. Es waren zwar noch Schatten am Augenhintergrund zu entdecken, aber der Pupillarreflex funktionierte wieder einwandfrei !!!
Was oder wie viel Ivy nun sehen konnte, ist natürlich nicht bekannt, aber immerhin konnte er überhaupt was sehen. Es ging also steil aufwärts mit ihm. Wurde ja auch mal Zeit, denn langsam kam er in ein Alter, in dem andere Pferde bereits ihren Dienst als Reitpferd versehen. Ich strich ihm also irgendwann den Status eines Frührentners und begann langsam mit seiner Ausbildung. Kurz darauf gab es die nächste „Feuerprobe“ für ihn zu bestehen, als ich ihn als Vertretung für einen lahmenden Kollegen notgedrungen als Schulpferd im Unterricht einsetzen musste. Hier kam die wahre Professur von Danilo zum Tragen: statt meiner Kommandos, oder der der Reitschülerin, befolgte Ivy nur, was Danilo ihm „zuflüsterte“ ! Als hätte er im Leben noch nie was anderes getan, blieb er exakt an seiner Position in der Abteilung (gleich hinter Danilo, der die Truppe anführte) und machte alles nach, was dieser vorgab – ohne wenn und aber.
Dieser Komiker machte einen auf perfektes Schulpferd – und alle waren vernarrt in ihn und wollten gerne Ivy zugeteilt bekommen ! Da er aber eigentlich „noch nicht soweit“ war, setzte ich ihn nur sparsam ein und wollte ihm erst mal die Dinge im Leben eines Reitpferdes beibringen, von denen jeder den Eindruck hatte, er könne sie schon... (Professor Danilo lässt grüßen !) Eine der Einstellerinnen, Geli, eine frühere Berufschulkollegin von mir, wollte auch immer gerne mal ihr Können unter Beweis stellen, dass auch sie so ein „feingerittenes Pferd“ reiten kann (nicht nur ich ). Geli hatte noch während der Berufsschule die Ausbildung zum Pferdewirt ohne Abschluss abgebrochen, schmückte sich aber trotzdem gerne mit diesem
Titel und erzählte jedem (auch ungefragt) – ob es ihn interessierte oder nicht- welch tolle „Bereiterin“ sie sei.... Gemeinsam mit ihrer „Busenfreundin“ (wörtlich zu verstehen !) Hedi wollte sie anlässlich des Geburtstages von Peter (meinem damaligen Lebensgefährten) eine „Dressur- Quadrille“ (zu 2. !!!) darbieten und zwar geritten auf „Dumbo“ (Fjordpferd aus dem Offenstall) und „Arabella“ (durchgeknaller Arabohaflinger, ebenfalls Offenstall...). Beide trainierten „wie wild“ heimlich in den späten Abendstunden und lernten die Choreographie auswendig, damit diese mit der Musik (Triumphmarsch aus Aida und die „Kleine Nachtmusik“) übereinstimmte und die Überraschung zum Geburtstag perfekt werden würde.
Allerdings hatten sie die Rechnung ohne den Besitzer der beiden Pferde gemacht, denn just am Tag der Feier holte dieser seine Pferde ab, weil er sie selbst für eine „Promotionstour“ für seine politische Ortsgruppe brauchte. Nun standen die beiden „Ösi-Weiber“ ohne geeignete Pferde da. Ich, in meiner grenzenlosen Großzügigkeit, habe ihnen dann aus der Patsche geholfen, indem ich Hedi (eine Wienerin, die immer von ihren grandiosen Ritten auf Schloss Laxenburg erzählte und wohl auch als Statistin in „Laurence von Arabien“ einen Ulanen mimte) passend meinen alten Lipizzaner Danilo zuteilte und Geli (die Dressurreiterin par excellance…) wurde nun endlich die Ehre zuteil, Ivory reiten zu dürfen.
Die Show war sensationell !!!!! Es gibt ein VHS-Video davon (keine Ahnung, ob sie noch funktioniert, hat jemand die Möglichkeit VHS in DVD umzuwandeln ?) die Darbietung war Weltklasse !!! Wirklich sehenswert !
Danilo und Ivory beim Auftritt ihres Lebens ! O.k., Danilo hat schier einen Herzinfarkt bekommen, als er merkte, dass da alles nicht so läuft, wie es wohl laufen soll, aber Ivory hat sich gekonnt in die Herzen aller Zuschauer gespielt (und da waren nicht wenige da !).
Geplant war ja, dass die beiden ein „Pas de deux“ reiten (sind ja schließlich nur zu 2.) – sprich alle Bahnfiguren spiegelverkehrt gegeneinander reiten würden. Tja, liebe Geli, knapp verloren, denn auch die „besten Dressurreiter aller Zeiten“ müssen lernen, dass ein gutes Schulpferd nur das tut, was man von ihm erwartet, nämlich brav der Tete (zumal wenn diese Danilo heißt) zu folgen, ungeachtet dessen, was der Plumpsack auf dem Rücken gerade signalisiert....
Nach kurzer Auseinandersetzung zwischen Geli und Ivory gab der Klügere nach (nämlich Ivory) und beschloss, es sei an der Zeit Feierabend zu machen, weshalb er auf der Mittellinie aufmarschierte und wartete, dass Geli endlich absteigen würde. Diese meinte jedoch, sie könne jetzt einfach wieder anreiten und mühte sich mit allerlei Hilfengebung, aber Ivy blieb wie angewurzelt stehen und bewegte sich nicht von der Stelle. Statt dessen artete dieses Schauspiel nun in eine Schaukelpferdnummer aus, denn Ivy begann im Takt von Gelis Gewichtshilfen mit dem Rücken mitzuwippen. Spätestens jetzt lagen alle Zuschauer vor lachen am Boden, Danilo wurde stinksauer und schämte sich, aber Ivy genoss seinen Triumph und zog lächelnd die Lefzen nach oben Es war die größte Tour de Blamage für Hedi und Geli. Kein Wunder also, dass danach beide auf mich nicht mehr allzu gut zu sprechen waren...
Es kam wie es kommen musste, Hedi war mal wieder von Geli gegen mich aufgebracht worden und wollte unbedingt –im Vollrausch- auf ihrem Ibraz ausreiten, von dem Geli behauptete, ich würde dieses Pferd verreiten, statt auszubilden. Nun war aber Ibraz wirklich „fein“ geritten und sicher nicht für Hedi, in deren Zustand, als Reitpferd geeignet. Sie war aber von diesem Vorhaben nicht abzubringen, weshalb ich mich bereit erklärt hatte, sie wenigstens auf Danilo auf einer kleinen Runde zu begleiten. Ich hoffte dadurch Schadensbegrenzung betreiben zu können, doch schon beim ersten Antraben eierte Hedi im Sattel ihres Ibraz derart hin und her, dass dieser in Galopp verfiel und schließlich panisch durchging. Auch die Anwesenheit von Danilo konnte daran nichts ändern. Als Ibraz –um sein Gleichgewicht halten zu können- einen Galoppwechsel vollführte, konnte sich Hedi sich nicht mehr halten und stürzte so unglücklich, dass sie sich beim Aufprall mit
dem Absatz des einen Reitstiefels das Wadenbein und Schienbein, welches im anderen Reitstiefel steckte, brach. Die Knochenfragmente steckten in der Tat im Reitstiefel fest, denn nach dem ich sie ins Krankenhaus fuhr, um sie untersuchen zu lassen und ich ihr die Reitstiefel ausziehen sollte, ging das nicht, denn es handelte sich um eine sehr komplizierte, offene Fraktur ! Sie wurde umgehend in den OP geschoben und musste operiert werden. Geli – war’s aus Schuldgefühlen, oder was auch immer, kümmerte sich um Hedi und holte sie schließlich eines Tages auch aus der Klinik wieder ab, wobei der erste Weg zu Ibraz in den Stall führte.
Ibraz stand damals in der Nachbarbox von Ivy, der wiederum stand in der Eckbox, gleich neben der Tür und hatte eine kleine, halboffene Seitentür damit er seinen Kopf rausstrecken konnte. Für mehr war eigentlich kein Platz oberhalb der geschlossenen Tür. Ich stand zu diesem Zeitpunkt gerade bei Ivy in der Box und wollte ihn aufhalftern, als er sich noch mal umdrehte und zu diesem Fenster ging, weil er draußen irgendwas hörte und nachsehen wollte. Es waren Hedi und Geli, welche genau in diesem Moment mit lautem Getöse das Haupttor vom Stall öffneten, hereingepoltert kamen und Hedi schrie laut „Juhu, da bin ich wieder“, während sie mit ihren Krücken herumfuchtelte. Ivy zog erschrocken seinen Kopf wieder aus der Luke, sah nur die schnellen Bewegungen von Hedi und hörte den Lärm, den sie machte. In diesem Moment hatte er völlig vergessen, dass ich ja eigentlich noch hinter ihm in der Box stehe und darauf warte, bis Monsieur sich wieder meiner Wenigkeit widmet. Seinem damals noch extrem schlechten Sehvermögen sei dank, dass er mich nicht erkannte, sondern nur einen für ihn undefinierbaren Schatten bedrohlich nah hinter sich wahrnehmen konnte, versuchte er zunächst in Panik durch diese Türöffnung zu springen, blieb jedoch in dieser stecken, konnte sich wieder befreien, aber da war ja immer noch dieser bedrohliche Schatten hinter ihm, weshalb er in absoluter Panik reflexartig volle Kanne mit beiden Hinterbeinen in meine Richtung ausschlug. Ich hatte gerade sein Stallhalter locker in der linken Hand, als er mich mit voller Wucht genau am Handgelenk traf, wobei ich das sagenhafte Glück hatte, dass er zunächst meine Armbanduhr getroffen hat, welche den Schlag einigermaßen absorbierte (dabei zu Bruch ging...) und sein Huf gemeinsam mit dem Uhrband über mein Handgelenk rutschte, sodass sich seine Hufspitze erst dann in mein Becken und die darin befindlichen Organe bohrte, wobei die Wucht immer noch stark genug war, dass er mir hierbei eine Schürfung innen im Becken, bis zur Lendenwirbelsäule hinauf bescherte ! Er schabte mir mein Becken sozusagen mir dem Huf aus... Ich kann wohl im Nachhinein behaupten: Swatch rettete mir mein Leben...
In der Klinik äußerte man zunächst den Verdacht auf einen Milzriss, wobei das damit begründet wurde, dass ich heute der 3. Unfallpatient mit einem Pferd sei und die anderen beiden hatten auch einen Milzriss. Nach dem Motto: aller guten Dinge sind Drei, wollte man mir eine Bauch- OP antun, nur um nachsehen zu können, ob evtl. doch alles in Ordnung ist...
Ich habe mich natürlich geweigert und lies mich auf eigene Gefahr entlassen.
Als ich aber Monate später immer noch heftige Schmerzen bei allen möglichen und unmöglichen Gelegenheiten hatte, die teilweise so heftig waren, dass ich „wie ein Taschenmesser“ zusammen geklappt bin, ich sogar mal mitten beim Reiten bewusstlos wurde und –immer noch auf dem Pferd sitzend, welches auf der Mittellinie aufmarschiert war- von einer Kundin gefunden wurde, musste doch mal irgendwas geschehen. Ich lies mich daher von Prof. Dr. Klose einer Laparoskopie (Bauchspiegelung) unterziehen, welche tagesklinikmäßig durchgeführt wurde, damit ich am nächsten Tag gleich wieder in den Stall konnte. Hierbei wurde dann das Ausmaß des Unfalls erst richtig sichtbar: im Becken befand sich jede Menge Narbengewebe (verursacht durch die Schürfungen), darin hatte sich die Gebärmutter mit dem Beckengrund verwachsen, der rechte Eierstock war nicht mehr auffindbar und der linke zystisch mit einem abgeklemmten Eileiter. Nach der OP versuchte er mir „behutsam“ beizubringen, dass ich auf Grund dieses Befundes unfruchtbar sei – an eigene Kinder sei kein Gedanke zu verschwenden, aber das sei ja nicht so schlimm, es müssen ja nicht unbedingt eigene Kinder sein, um die Mutterinstinkte zu befriedigen kann man ja auch eine Adoption ins Auge fassen.... – worauf ich nur meinte: Stopp - dann brauche ich jetzt doch die Pille nicht mehr zu nehmen, oder ? Worauf er meinte, ja wenn Du’s so siehst, klar brauchst Du nicht mehr zu verhüten... Was ich wiederum nur mit einem freudestrahlenden Yes ! kommentierte. Eigentlich war es zwar zum damaligen Zeitpunkt eh wurscht, denn per Definition war ich bereits solo. Nur mein bisheriger Lebensabschnittsgefährte –Peter- wollte partout nicht ausziehen.... abgesehen davon gab es da noch einige Finanzen zu regeln, wozu er nicht bereit war, ich aber auch nicht darauf verzichten wollte... Schließlich gab’s dann auch noch Ärger mit dem Verpächter, sodass für mich klar war, dass ich mir was anderes suchen muss.
Schweren Herzens begab ich mich auf die Suche nach einer neuen Bleibe und musste während dessen die Tragödien mit meinem Nachfolger auf dem Reiterhof Wind mit ansehen.
Nicht nur ich, auch meine diversen Kunden und sonstigen Geschäftspartner bedauerten meinen Weggang. Von meinem alten Freund Charly und seiner Frau wurde ich deshalb zu einem Abschiedsessen eingeladen, wobei ich Peter noch mal mitbringen sollte, denn schließlich habe man ja auch mit ihm in Wind zusammen gearbeitet.
Manchmal ist es im Leben einfach wie verhext. Bei diesem tollen Abendessen, mit ausgiebig Rotwein wurde es unbemerkt ziemlich spät und um Punkt Mitternacht stand Peter plötzlich auf, kam zu mir, küsste mich und gratulierte mir zum 1. Mal (nach 7 gemeinsamen Jahren !!!) pünktlich zu meinem Geburtstag ! Da war natürlich großes Hallo angesagt, die Champagner- Korken knallten und na ja, wie soll ich sagen.... ich wachte am morgen neben Peter im Bett auf und wusste nicht, ob oder „was“ in der Nacht noch passiert war – und fragen wollte ich den Arsch ja schließlich auch nicht...
Als ich nun endlich am 15.9.92 aus Wind ausziehen wollte, am Vormittag wollte ich die neuen Boxen meiner Pferde herrichten, mittags zum Frauenarzt zur Nachuntersuchung bzgl. Eierstockzysten (zu dem Zeitpunkt wurde sogar Krebsverdacht geäußert ! – ich hatte deshalb täglich einen Ultraschalltermin, denn die Zyste wuchs bedenklich schnell – sollte sie platzen, würde ich innerlich verbluten... OP Termin schnellstens, sobald ich jemand habe, der sich um meine Pferde in der Zwischenzeit kümmert...) und am Nachmittag sollten die Pferdetransporte stattfinden, es kam natürlich wieder alles anders, als geplant.
Die von meinem neuen Stall hatten sich plötzlich mit meinem alten Verpächter verbündet, welcher ziemliche Schauermärchen über mich verbreitete und kündigten mir meinen Vertrag fristlos. Damit fing der Tag ja schon mal gut an... Es kam dann aber noch dicker, als ich bei meiner Frauenärztin das Wachstum meiner Zyste begutachten lassen musste und diese meinte: Frau Kiefl, sie sind ja schwanger – wie haben sie denn das gemacht ? da fiel mir nicht viel mehr ein, als zu sagen: vermutlich genauso wie jeder andere Depp auch...
Tja, meine krebsverdächtige, heftig wuchernde Zyste hatte also plötzlich einen Herzschlag und mutierte somit zum Embryo (der mein Sohn Pierre wurde und heute 16 Jahre alt ist...)
Soviel zu meiner Unfruchtbarkeit... ein Schuss, ein Treffer... kann ja alles nicht wahr sein...
Ich bat um Verständnis, dass ich mich jetzt erst mal überhaupt nicht freue, sondern evtl. später, wenn ich mal Zeit dazu hätte, denn im Moment hätte ich wirklich andere Probleme zu bewältigen z.B. ad hoc einen Stall für meine 8 Pferde zu finden...
Gut, dass kurz zuvor ein Teil meiner Kunden, u.a. Andrea mit Wadi von ihrem neuen Stall erzählten, in dem noch jede Menge Boxen frei seien.... – was soll ich sagen: es war natürlich ein Traberstall und er hatte noch 8 Boxen in einem eigenen Stalltrakt für mich frei....
Das Hallo war natürlich groß, als wir uns dort alle wieder trafen. Die Pferde mussten sich ja nicht großartig umgewöhnen, schließlich kannte man sich ja...
Als ich damals mit meiner Hiobsbotschaft, sprich Schwangerschaft, zuhause ankam, muss ich wohl ausgesehen haben, als hätte ich einen Alien getroffen... Jedenfalls fragte Peter was los sei und meinte gleich in einem Atemzug, ich solle ihm jetzt ja nicht erzählen, ich sei schwanger, denn falls ja, würde er gerne wissen, von wem... Von ihm könne es ja nicht sein, denn da war ja seit dem einen Abend (meinem Geburtstag) nichts mehr und nach dem wir uns ja gerade trennen, würde er mir höchstens anbieten, dass er mir die Kosten für die Abtreibung ersetzt, aber Unterhaltszahlungen könne ich vergeblich versuchen bei ihm einzutreiben – außer ich würde jetzt zustimmen, bei ihm zu bleiben und wieder mit ihm zusammen ziehen, damit er das Kind heranwachsen sehen kann, dann würde er auch seinen Verpflichtungen in vollem Umfang nachkommen...
In dem Moment hatte ich nur noch das Ultraschallbild meines Kindes vor meinem geistigen Auge und mir war schlagartig klar, dass ich für diesen Wurm kämpfen werde, egal was passiert. Schwanger oder mit einem Säugling einen Reitbetrieb neu aufbauen, alleine ??? – unmöglich !!! Aber diese Frechheit, von diesem Arschloch, von wegen Abtreibung, konnte ich auch nicht einfach hinnehmen. Nach dem ich ihm eine satte Ohrfeige verpasst hatte, schloss ich den Packt mit dem Teufel: Ich werde mit Peter zusammen ziehen und bei ihm leben, mit Kind, jedoch nur so lange, bis das Kind „aus dem gröbsten raus ist“ und ich wieder meinem Beruf nachgehen kann, somit meinen eigenen Lebensunterhalt verdienen kann.
Wie ich vermute, gleichen sich spätestens jetzt meine weiteren Erfahrungen, mit denen von Babsi. Ob man will oder nicht, ist man plötzlich auf Gedeih und Verderb an diesen Partner gebunden, muss dessen –wie auch immer geratenen Entscheidungen- mittragen bzw. zumindest nach außen genauso propagieren (auch wenn sich einem dabei der Magen umdreht...) Mitgehangen – mitgefangen...
Nach dem nun dieser 15.9.92 doch noch fast planmäßig über die Bühne gebracht werden konnte, wenn auch völlig anders als geplant, hieß es eine neue Behausung für „uns“ zu finden. Durch irgend einen Blödsinn wurden wir in Moosburg fündig, eine Villa mit 7 Zimmern, befristet auf 2 Jahre...
Die Pferde standen nun in Kaps bei Aying, ich saß schwanger in Moosburg (ca. 60 km entfernt...) – und mir fiel die Decke auf den Kopf. Peter befand sich (glücklicherweise) meistens auf Montage, denn als eines der letzten Dinge, hatte ich von meinem Ex-Einsteller, Bernd, genannt „Wob“ (Pferd: Champ – berühmt berüchtigt, ehemals von der Woidlranch...) dessen Trockenbaufirma gekauft, damit Peter einen Job und somit ein Einkommen hatte. Bernd wanderte damals gerade nach USA aus (das ist eine eigene, haarsträubende Geschichte !!!) und wollte sein gesamtes Hab und Gut loswerden.
Über Kinder, vor allem Frischlinge, wusste ich nur soviel, dass deren Eltern in kürzester Zeit zu Zombies mutieren, durch den permanenten Schlafentzug, den so ein Säugling einem abfordert. Ich war auf das Schlimmste gefasst, als ich meinen Sohn endlich zur Welt brachte (auch eine eigene, sehr chaotische Geschichte, in deren Verlauf meine damals noch befreundeten Ex-Einsteller Nicky und Didi eine lustige Rolle spielen !!!) – ich konnte ja nicht ahnen, dass mein Sohn gleich ab dem 1. Tag der Geburt friedlich jede Nacht durchschlafen würde und auch tagsüber sich absolut unkompliziert und pflegeleicht verhält.
Trotzdem wollte ich meine Pferde irgendwie näher bei mir haben, um wenigstens die Spur einer Chance zu haben, sie wenigstens ab und zu mal zu sehen. Bei einem Bauern, ca. 3 km von der Villa entfernt wurde ich fündig. Allerdings war es hier das selbe Trauerspiel, wie bei den meisten „Pensionsbauern“, die halt von Pferden nicht die geringste Ahnung haben. Mein bis dahin bestes (Warmblut) Fohlen „El Simara“ (Vater: Aramis, rückwärts gelesen Simara; Mutter: Early Lass, Initialen El...) – mein absolutes „Wunschfohlen“ (ebenfalls eine eigene, sehr lange Geschichte...) bekam dort nach der Verfütterung von Silage (Qualität unbekanntaber man kann’s sich denken...) eine heftige Kolik. Für die „Tierärzte meines Vertrauens“ war der Anfahrtsweg zu weit, weshalb mir Charly einen Kollegen aus Freising, welcher sich auf Homöopathie spezialisiert hatte, empfahl (ich kannte den Typen schon von früher, als er noch mit Charly als Assistent unterwegs war, schon damals hatte ich meine Zweifel an diesem Kerl...). So bestellte ich Stefan in den Stall, damit er sich dieser Kolik annahm. Ich saß indessen zuhause, auf glühenden Kohlen und wartete vergeblich auf eine Vollzugsmeldung. Statt dessen kam Stunden später Peter nach hause und meinte nur, ich solle mal schnell mitkommen, er sei sich nicht so ganz sicher, ob Stefan noch alles im Griff hätte. Die Jährlingsstute würde sich zwischenzeitlich so stark wehren, dass sie zu 4. (!) sie nicht fixieren können, um sie zu untersuchen. So packte ich also Pierre, gerade mal 3 Monate alt, in den MaxiCosi und fuhr zum Stall. Das Trauerspiel, das sich mir hier bot, begann mit der Tatsache, dass bis zu meinem Eintreffen niemand an den Einsatz einer Nasenbremse auch nur im Entferntesten dachte... Ich packte also mein Stütchen beherzt mit der blosen Hand an der Oberlippe und – oh Wunder- stand sie plötzlich still... sie konnte jetzt untersucht und behandelt werden... bis dahin hatte sich Stefan mit der Verabreichung von Globulis begnügt...
Stefan führte ihr jetzt eine Nasenschlundsonde ein und versuchte sich an einer Magenspülung. Nach dem es ihm nicht gelang, die ca. 10 Liter (!) Wasser wieder aus dem Magen (eines Jährlings !!!) ablaufen zu lassen, schüttete er noch 2 Liter Parafinöl hinterher und riss mit einem kraftvollen Ruck die Sonde heraus !!! Logischerweise ging meine kleine Maus dabei sofort in die Knie und stürzte. Hierbei platze ihr der Magen – aber ich war die einzige anwesende Person, der dieses sichere, und nun unabwendbare Todesurteil augenblicklich bewusst war ! Genau wie ich es den Anwesenden Personen prophezeite, starb sie 6 Stunden später...
Dieser Quacksalber hatte mein bestes Pferd auf dem Gewissen !!! In diesem Stütchen hingen meine ganzen genetischen Zuchtweisheiten der vergangenen Jahrzehnte ! –und jetzt unwiederbringlich verloren...
Ich war wie paralysiert, völlig am Boden zerstört...
Sollte ich nicht augenblicklich einen Hof finden, in dem ich wenigstens meine eigenen Pferde bei mir am Haus halten kann, lasse ich alle schlachten. Das ist immer noch besser, als zuzusehen, wie andere meine Lieblinge langsam zu Tode quälen. Mein Sohn Pierre machte immerhin nicht die geringsten Schwierigkeiten, er schlief bereits seit dem Tag seiner Geburt jede Nacht durch (!!!) und insgesamt kam ich mir ehrlich gesagt ziemlich verarscht vor, von wegen Kinder seien stressig... Mir war nur eins, nämlich stink langweilig – und gleichzeitig verrecken meine Pferde, weil ich nichts dagegen tun kann... Pferde kosten Geld, Geld, das man als Mutter eines Kindes nicht verdienen kann, weil ... danke, Deutschland, weit haben wir es gebracht ! (hier würde eine eigene, noch viel haarsträubendere Geschichte ansetzen...)
Peter „roch“ natürlich den Braten, von wegen Pack mit dem Teufel... und versuchte, dem gegenzusteuern, im Anbedracht der noch frischen Eindrücke von El Simaras Tod, war aber auch er bereit, nach einem kleinen Hof zu suchen, welchen wir bald darauf in Rainbach (bei Haag) fanden. Irgendwann zwischen diesen Ereignissen, fand der von Andrea so nett (und absolut richtig) beschriebene Anruf bei mir statt, ob ich nicht einen Araber zum Verkauf wüsste... öhhh,... einen Araber nicht, aber einen Traber...ist doch nur der erste Buchstabe der Rassebezeichnung anders, also fast das Gleiche...
Kurz darauf kamen Andrea und Matthias, mit den gemeinsamen Freunden von damals Nicky und Didi zu mir nach Moosburg und der (Ver-)Kauf war – wie ich meine- für alle Beteiligten ein riesiger Glücksfall. Einen besseren Platz für Ivy hätte ich mir nicht wünschen können. Hier endet meine gemeinsame Geschichte mit Ivory Guvijo.
Die darauf folgenden –und somit meisten Jahre seines Lebens- können nur Andrea und Matthias erzählen. Aber im Vergleich zu den bisherigen Turbulenzen , was sein „Vorleben“ angeht, können diese beiden doch nur mit „boring all the time“ aufwarten....
In Niederbayern ist halt doch nicht so viel los, da kommt alles irgendwie erst 20 Jahre später, gell ? Möge „unser“ Ivory sich noch lange nicht zu Tode langweilen....
Für Babsi freut es mich besonders, dass es ihr gelungen ist, Istra bis heute bei sich zu haben. Ich habe zwischenzeitlich alle meine Pferde verloren...
Alles, was in der Vergangenheit passiert ist, ist vergessen und habe ich Babsi vollumfänglich verziehen, da ich manches später selbst nachvollziehen konnte – nur eines nicht:
Damals, als ihr bei mir in Tivoli zu Besuch wart, hattest Du Dich bereit erklärt, das Kochen für uns zu übernehmen. Meine damalige Kollegin Ruth (und noch ein paar andere mehr) waren zu dieser Zeit Vorstandsmitglieder des MVV (MännerVernichtungsVerein ) und tagten regelmäßig bei bayrischem (Krusten-)Schweinsbraten mit Semmelnknödeln. Ruth hatte ein bombastisches Prachtexemplar eines solchen Schweinsbratens, aus der Schulter, mit einer Schwarte, der man im Rohzustand bereits die künftige Knusprigkeit ansehen konnte, besorgt.
Einem bayerischen Gourmet läuft dabei unweigerlich das Wasser im Munde zusammen !!!
In Dunkelbiersoße – ein Traum.... !!!
Und was hast Du daraus gemacht ? – „Florida- Braten“ – die sagenumwobene Schwarte einfach abgeschnitten, meinem Hund verfüttert, und die arme Sau süßsauer mit Ananas zubereitet !!! Dieser Frevel ist in Bayern eine gänzlich unverzeihliche Todsünde !!!
Als Du uns zu Tisch batest, waren Ruth und ich „vor Glück“ gleich ganz sprachlos – was Seltenheitswert hat. Nur durch Blickkontakt konnten wir uns verständigen.
Die einstimmige Meinung lautete: scheiß Holländer....
In diesem Sinne freue ich mich auf ein Wiedersehen
Wallpapers,Collagen und Textbilder Nigeria Connection, love scam, Romancescam, 419 er scam und sonstiges
Das Polizeipräsidium rät
Scamming
Romance-Scamming
Rat und Hilfe
Romance- oder Love-Scamming
Systemmeldungen:
Ein kurzer Chat oder eine nette Mail von einem Unbekannten – das so genannte Love- oder Romance-Scamming fängt harmlos an. Die Scammer suchen auf Online-Partnerbörsen oder in Sozialen Netzwerken wie Myspace oder Facebook nach Opfern, sie gehen Mitgliederlisten durch oder verwenden Adressen aus Yahoo oder dem MSN-Messenger. Eine kurze Online-Einladung zum Chat dient vielen als Erstkontakt. Um sich beim potenziellen Opfer interessant zu machen, legen sich die Scammer ungewöhnliche Lebensgeschichten zu – und sie hinterlassen immer einen seriösen Eindruck.
Typische Scammer-Profile
Scamm-Männer geben sich als Ingenieure, Architekten, Soziologen, Konstrukteure in der Ölindustrie oder als Tierärzte und Computerspezialisten aus. Auf den Fotos des Scammer-Profils bekommen weibliche Opfer eine attraktive weiße Person präsentiert – die Bilder sind allerdings gestohlen. Und auch wenn der „Neue“ vorgibt, in Amerika oder im europäischen Ausland zu leben, so sitzt er wahrscheinlich in Westafrika. Davon merken die Opfer allerdings nichts, denn diese Chat-Bekanntschaften sprechen perfekt Englisch oder benutzen kostspielige Übersetzungstools für ihre Mails.
Scamm-Frauen geben sich bevorzugt als Krankenschwestern, Ärztinnen, Mitarbeiterinnen im Waisenhaus oder als Lehrerinnen, Schauspielerinnen sowie als Geschäftsfrauen jeder Art aus. Die Frauen auf den Bildern in Netzwerken und auf Dating-Seiten sind äußerst attraktiv. Aber auch diese Bilder sind meist gestohlen oder einzig für das Scamming fotografiert worden. Das ist an Fotostrecken mit ähnlichen Posen und Kleidung zu erkennen. Viele Frauen geben sich als Russinnen aus. Sie können aber auch aus Südamerika, Thailand, Afrika oder Europa stammen. Auch alle Scamm-Frauen beherrschen die englische Sprache, manchmal sogar die deutsche Sprache, perfekt.
Vorgehen
Sowohl Scamm-Männer als auch Scamm-Frauen schaffen es, sich im täglichen Leben ihrer Opfer unverzichtbar zu machen – und zwar ohne ein einziges Treffen. Auf eine romantische Mail am Morgen folgt ein kurzes Telefonat am Mittag, nach Feierabend wird gechattet oder stundenlang telefoniert. Bei den Gesprächen geht es zu Beginn keineswegs um Geld, sondern um den Beruf, die Familie sowie um Liebe und eine gemeinsame Zukunft. Oft werden Geschichten über verstorbene Ehepartner und Kinder aufgetischt. Wenn die Scammer nicht schon dort sind, dann müssen sie dringend geschäftlich oder aus familiären Gründen nach Westafrika. Dabei versprechen die Betrüger, dass sie ihre neue Liebe danach besuchen werden. Doch bevor oder kurz nachdem das Ticket nach Deutschland gebucht wird, gibt es Schwierigkeiten: Überfälle, gestohlene oder konfiszierte Pässe, ein Krankenhausaufenthalt nach einem Autounfall oder Probleme mit Kreditkarten. Die Opfer werden gebeten, per Bargeldtransfer (z.B. Western Union oder MoneyGram) Geld zu senden. Die Liebe wird in solchen „Bettelmails“ immer stark hervorgehoben. Manchmal werden Opfer von einem „Arzt“, einem „Polizisten“ oder „Angehörigen“ kontaktiert, der noch mehr Druck auf das Opfer ausüben soll. Das geht oft so weit, dass die Scammer ihren Selbstmord ankündigen – nur um an das Geld zu kommen.
Zurzeit haben es die Betrüger vor allem auf ausländische Ausweispapiere abgesehen. Oft bitten sie ihre Opfer, ihnen Kopien von Pass und Reisepass zu schicken – mit der Erklärung, ein gemeinsames Konto eröffnen zu wollen. So können leicht Ausweise gefälscht werden. Sehr begehrt sind auch Einladungen nach Deutschland als Unterstützung für einen Visumsantrag.
In anderen Fällen werden Opfer gebeten, afrikanische Schecks und Zahlungsaufträge auf das eigene Bankkonto einzureichen (weil das in Westafrika nicht möglich sei). Den größten Teil des Schecks sollen die Opfer per Bargeldtransfer über MoneyGram oder Western Union wieder nach Westafrika überweisen, einen kleinen Rest dürfen sie für sich behalten. Problem: Die Schecks sind Rückschecks, für deren Rückzahlung an die Bank die Kontoinhaber verantwortlich sind. Im schlimmsten Fall droht dem Opfer gar eine Strafanzeige wegen Betruges.
Auch kleine Päckchen, die eine dritte Person vorbeibringt, sollen dem Scammer nach Afrika gesandt werden. Der Inhalt ist zumeist mit einer gestohlenen Kreditkarte bezahlt. Das Weiterleiten oder Aufbewahren der Päckchen ist illegal und kann Opfer in ernsthafte Schwierigkeiten bringen.
Oft täuschen Scammer vor, dass sie das Flugticket für das Treffen in Deutschland nicht bezahlen können. Auch werden Kosten für das Visum oder die Visumserteilung fällig – nicht zu vergessen die so genannte PTA oder BTA, eine Art Gebühr an die Regierung, ohne die man das Land gar nicht verlassen könne, und die bar vor Abflug entrichtet werden muss. Diese Gebühr gibt es offiziell gar nicht.
Romance-Scamming
Rat und Hilfe
Romance- oder Love-Scamming
Systemmeldungen:
Ein kurzer Chat oder eine nette Mail von einem Unbekannten – das so genannte Love- oder Romance-Scamming fängt harmlos an. Die Scammer suchen auf Online-Partnerbörsen oder in Sozialen Netzwerken wie Myspace oder Facebook nach Opfern, sie gehen Mitgliederlisten durch oder verwenden Adressen aus Yahoo oder dem MSN-Messenger. Eine kurze Online-Einladung zum Chat dient vielen als Erstkontakt. Um sich beim potenziellen Opfer interessant zu machen, legen sich die Scammer ungewöhnliche Lebensgeschichten zu – und sie hinterlassen immer einen seriösen Eindruck.
Typische Scammer-Profile
Scamm-Männer geben sich als Ingenieure, Architekten, Soziologen, Konstrukteure in der Ölindustrie oder als Tierärzte und Computerspezialisten aus. Auf den Fotos des Scammer-Profils bekommen weibliche Opfer eine attraktive weiße Person präsentiert – die Bilder sind allerdings gestohlen. Und auch wenn der „Neue“ vorgibt, in Amerika oder im europäischen Ausland zu leben, so sitzt er wahrscheinlich in Westafrika. Davon merken die Opfer allerdings nichts, denn diese Chat-Bekanntschaften sprechen perfekt Englisch oder benutzen kostspielige Übersetzungstools für ihre Mails.
Scamm-Frauen geben sich bevorzugt als Krankenschwestern, Ärztinnen, Mitarbeiterinnen im Waisenhaus oder als Lehrerinnen, Schauspielerinnen sowie als Geschäftsfrauen jeder Art aus. Die Frauen auf den Bildern in Netzwerken und auf Dating-Seiten sind äußerst attraktiv. Aber auch diese Bilder sind meist gestohlen oder einzig für das Scamming fotografiert worden. Das ist an Fotostrecken mit ähnlichen Posen und Kleidung zu erkennen. Viele Frauen geben sich als Russinnen aus. Sie können aber auch aus Südamerika, Thailand, Afrika oder Europa stammen. Auch alle Scamm-Frauen beherrschen die englische Sprache, manchmal sogar die deutsche Sprache, perfekt.
Vorgehen
Sowohl Scamm-Männer als auch Scamm-Frauen schaffen es, sich im täglichen Leben ihrer Opfer unverzichtbar zu machen – und zwar ohne ein einziges Treffen. Auf eine romantische Mail am Morgen folgt ein kurzes Telefonat am Mittag, nach Feierabend wird gechattet oder stundenlang telefoniert. Bei den Gesprächen geht es zu Beginn keineswegs um Geld, sondern um den Beruf, die Familie sowie um Liebe und eine gemeinsame Zukunft. Oft werden Geschichten über verstorbene Ehepartner und Kinder aufgetischt. Wenn die Scammer nicht schon dort sind, dann müssen sie dringend geschäftlich oder aus familiären Gründen nach Westafrika. Dabei versprechen die Betrüger, dass sie ihre neue Liebe danach besuchen werden. Doch bevor oder kurz nachdem das Ticket nach Deutschland gebucht wird, gibt es Schwierigkeiten: Überfälle, gestohlene oder konfiszierte Pässe, ein Krankenhausaufenthalt nach einem Autounfall oder Probleme mit Kreditkarten. Die Opfer werden gebeten, per Bargeldtransfer (z.B. Western Union oder MoneyGram) Geld zu senden. Die Liebe wird in solchen „Bettelmails“ immer stark hervorgehoben. Manchmal werden Opfer von einem „Arzt“, einem „Polizisten“ oder „Angehörigen“ kontaktiert, der noch mehr Druck auf das Opfer ausüben soll. Das geht oft so weit, dass die Scammer ihren Selbstmord ankündigen – nur um an das Geld zu kommen.
Zurzeit haben es die Betrüger vor allem auf ausländische Ausweispapiere abgesehen. Oft bitten sie ihre Opfer, ihnen Kopien von Pass und Reisepass zu schicken – mit der Erklärung, ein gemeinsames Konto eröffnen zu wollen. So können leicht Ausweise gefälscht werden. Sehr begehrt sind auch Einladungen nach Deutschland als Unterstützung für einen Visumsantrag.
In anderen Fällen werden Opfer gebeten, afrikanische Schecks und Zahlungsaufträge auf das eigene Bankkonto einzureichen (weil das in Westafrika nicht möglich sei). Den größten Teil des Schecks sollen die Opfer per Bargeldtransfer über MoneyGram oder Western Union wieder nach Westafrika überweisen, einen kleinen Rest dürfen sie für sich behalten. Problem: Die Schecks sind Rückschecks, für deren Rückzahlung an die Bank die Kontoinhaber verantwortlich sind. Im schlimmsten Fall droht dem Opfer gar eine Strafanzeige wegen Betruges.
Auch kleine Päckchen, die eine dritte Person vorbeibringt, sollen dem Scammer nach Afrika gesandt werden. Der Inhalt ist zumeist mit einer gestohlenen Kreditkarte bezahlt. Das Weiterleiten oder Aufbewahren der Päckchen ist illegal und kann Opfer in ernsthafte Schwierigkeiten bringen.
Oft täuschen Scammer vor, dass sie das Flugticket für das Treffen in Deutschland nicht bezahlen können. Auch werden Kosten für das Visum oder die Visumserteilung fällig – nicht zu vergessen die so genannte PTA oder BTA, eine Art Gebühr an die Regierung, ohne die man das Land gar nicht verlassen könne, und die bar vor Abflug entrichtet werden muss. Diese Gebühr gibt es offiziell gar nicht.
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